Geburtshelfer nach der Blitzkatastrophe auf der arabischen Halbinsel

Wir hatten nun schon viele spannende und schöne Dinge gesehen und erlebt. Und ein weiteres Highlight sollte nun das stille beobachten der Schildkröten bei der Eiablage werden. Denn es gibt zwei solcher Ablagen. Und für die zweite waren wir gerade richtig – also war klar: da müssen wir hin. Darum war unser nächstes Ziel der Campingplatz bei der Schildkrötenstation.

Ein besonderer Moment: die zweite Eiablage

Campside001Da waren wir also. Permit gelöst, Camp-Site bezogen, unser Zelt aufgestellt, Abend gegessen, und harrend des Rangers, der uns abholen sollte. Um 23.00 Uhr war es soweit. Unsere kleine Gruppe, nur 6 Personen, zog mit Taschenlampen zum Strand. Da war auch schon ein weiterer Ranger, der uns zuflüsterte: „They are coming“. Obwohl es September war, erklärte uns der Ranger, dass nach der ersten Legezeit im Juni die stärksten Tiere im September ein zweites Mal zur Eiablage kommen. Wir begleiteten eines der Tiere (ca.1,2 m lang und 1m breit) auf seinem mühseligen Weg vom Ufer den Strand hinauf. Hier, oberhalb der Flutgrenze rastete das Tier eine Weile, um danach mit seinen großen Flossen eine Legehöhle auszuheben. Unmittelbar danach begann der Legeprozess. Ei um Ei fiel in das Loch. Und das Tier ließ sich auch von unserer Anwesenheit nicht im Geringsten irritieren. Es war wirklich ein besonderer Moment. Bis einer der Mitreisenden ein klares Verbot missachtete: kein Blitz beim fotografieren…

Ein Blitzlicht machte uns zu Geburtshelfern

Trotz Blitzlichtverbot (wegen dem auch wir keine Aufnahmen des Ganzen haben) konnte es einer der Teilnehmer nicht lassen und fotografierte. Das Konfiszieren der Kamera kam zu spät. Das Malheur war geschehen. Irritiert wendete die Schildkröte sich ab und floh Richtung Wasser. Dabei verlor sie weitere Eier. Wir starteten Teil 1 der Geburtshilfe, sammelten die verlorenen Eier auf legten sie in die Höhle und schütteten diese zu. Nachdem wir noch eine zweite Schildkröte beim Legen beobachteten gingen wir schlafen.
Campside002Um halb fünf am morgen holte uns der Ranger ein zweites Mal ab. Nun konnten wir das Schlüpfen der Babies aus der ersten Eiablage im Juni, beobachten. Wie kleine Spielzeugschildkröten wühlten sie sich durch den Sand an die Oberfläche und watschelten eilig zum Wasser. Mussten sie doch vor Sonnenaufgang das tiefere Meer erreicht haben, sonst würde der Schatten an der Wasseroberfläche eine zu eindeutige Einladung an die Fische sein.

„So eine kleine Schildkröte in der Hand zu halten ist wie früher diese Spielzeugschildkröten in der Badewanne. Man zog sie auf und mit allen vieren paddelten sie dann durchs Badewasser. Genauso war es eine kleine Schildkröte aufzuheben: kaum in der Luft fing sie an mit allen vieren zu rudern…“

Rüdigher

Einige der Kleinen wollten lieber zum Mond und krabbelten landwärts. Alos gab es Geburtshilfe Teil 2: Schildkröten Richtung Meer drehen, und wenn das nichts half, zum Meer tragen.

Die Tragödie der kleinen Schildkröten – man muss schnell sein

Bahlar_Weltkulturerbe002Als die Sonne aufging, begann eine Tragödie. Dutzende Möwen, Krähen und Hunde taten sich an den Nachzüglern gütlich. Wer nicht schnell genug war, hatte gegen die Angreifer keine Chance. Natürlich wollten wir nicht tatenlos zusehen. Also: Geburtshilfe Teil 3. Möwen, Krähen, Hunde verjagen war nun unsere Aufgabe. Was natürlich nicht immer gelang, weil wir die Kleinen zu spät sahen, aber einige konnten wir retten. Wir sammelten sie in Kübeln, und übergaben sie dem Ranger. Er würde sie am nächsten Abend bei Dunkelheit ins Meer entlassen.
Ach übrigens: Nach der Geschlechtsreife würden die weiblichen Tiere, bei denen nur 2% dieses Stadium überhaupt erreichen Jahr für Jahr an den Ort ihrer Geburt, nach Ras al Jinz, zur Eiablage zurückkehren. Wer weiß: vielleicht werden es in den späteren Jahren, wenn unsere Babies zum 1. Mal trächtig sein würden, durch unsere Hilfe, von den Tieren dieser Nacht vielleicht 3%…

Schildkröten002

Moosdorf Live

Mein Name ist Christian Spanik. Ich bin der Moosdorfer Dorfchronist und verantwortlich für Inhalte und Konzepte der Moosdorfer Gemeindemedien wie Moosdorfer Bote, Moosdorf Live auf Facebook und Moosdorf Live im Internet unter der Adresse www.moosdorf.net

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