Mandlbauer zum Friedensdialog 2013: Es gibt bei uns keine sachliche Beschäftigung mit dem Thema

Gerald Mandlbauer ist Chefredakteur der Oberösterreichischen Nachrichten. Er wird am Freitag abend die Moderation des Dialoges „Integration & Migration“ in Moosdorf machen. Im Vorfeld baten wir ihn um seine Gedanken zum Thema.

Thema der aktuellen OÖN: Integration

Thema der aktuellen OÖN: Integration

Moosdorf Live: Herr Mandlbauer, viele sprechen über das Thema alternde Gesellschaft. Andere schnell über Kriminalität. Beides schnell gemachte Aussagen. Aber wie wichtig ist das Thema Gesellschaftspolitisch aus Ihrer Sicht?

Gerald Mandlbauer: „Für mich ist die Frage Integration/Migration bzw. der richtige Umgang damit eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen. Einerseits stellt sich die Grundsatzfrage. Bevölkerungswanderungen sind ja so alt wie die Menschheit selbst. Die Leute haben schon immer von einem besseren Leben geträumt und sind dorthin gezogen, wo sie die Voraussetzungen dazu vermutet haben. Wenn wir bedenken, dass der Urmensch wahrscheinlich seine Wurzeln in Afrika gehabt hat, dann dürften wir Europäer Nachfahren sein, als eigentlich Wurzeln in Afrika haben.“

ML: Und was ist das andererseits?

OON/Volker Weihbold

Gerald Mandlbauer: Chefredakteur der OÖN und Moderator des diesjährigen Moosdorfer Friedensdialoges

GM: „Andererseits geht es bei diesem Thema auch um die Frage möglicher globaler Verwerfungen. Zweidrittel der jungen Afrikaner sagen, wir sehen hier keine Perspektive mehr. Sie wollen weg. Afrika wird in 30 Jahren zwei Milliarden Menschen zählen, wenn zweidrittel weg wollen, müssen wir uns fragen: Ist das alles, was wir jetzt erfahren (Stichwort Lampedusa) erst der Anfang. Und muss, wenn die Torte zwar nicht größer wird, aber die Menschen mehr werden, nicht jedes einzelne Tortenstück, das wir in den wohlhabenden Ländern erhalten, nicht automatisch künftig kleiner werden. Müssen wir – beispielsweise – Afrika, das wir als Kolonialherren ausgebeutet haben, jetzt nicht etwas zurückgeben?“

ML: Das hört sich sehr nach großen Weltfragen an – Fragen die sich große Regierungen wie die USA stellen müssen. Aber was heißt das für Österreich, als nicht ganz so großer Weltpolitiker?

GM: „Klar – dazu kommen jetzt natürlich die spezifisch österreichischen Fragen: Sind die Abwehrreaktionen in den reichen Ländern nicht auch verständlich. Die Leute dort haben etwas zu verlieren. Migration, Bildungsferne, Arbeitslosigkeit überlappen sich oft. Wass läuft da falsch. Ich gehe nicht davon aus, dass die Kinder von Migranten generell dümmer sind. Ist es das fehlende Sprachverständnis, dass zur großen Hürde wird? Müssen wir hier ansetzen? Fehlt die Durchmischung? Die Migranten bilden Ghettos, bleiben untereinander. Müssen nicht gerade die Kinder aus diesem Milieus herausgeholt werden. Und über allem steht die Frage. Braucht nicht Österreich endlich ein modernes Zuwanderungsrecht, dass klare Richtlinien vorgibt. Denn die Feststellung stimmt, dass Österreich Probleme hat beim Zuzug qualifizierter Leute. Wir haben keine Computer-Inder hier und keine hervorragenden Studenten aus dem Osten. Wir verkennen wahrscheinlich auch die Rolle Österreichs: Es ist nicht Zielland Nummer 1, wie wir immer glauben.“

ML: Und was ist ihr Fazit – auch im Sinne der Betrachtung der Thematik durch Bevölkerung und Politik?

GM: „Man sieht: es gibt Viele Fragen, die vor allem zeigen, dass es in Österreich keine sachliche, nüchterne und objektive Beschäftigung mit diesem Thema gibt, weil alle Politiker die Reaktionen der Bevölkerung fürchten. Das ist schade.“

ML: Danke für das Gespräch und eine gute Veranstaltung in Moosdorf, Herr Mandlbauer.

 

Moosdorf Live

Mein Name ist Christian Spanik. Ich bin der Moosdorfer Dorfchronist und verantwortlich für Inhalte und Konzepte der Moosdorfer Gemeindemedien wie Moosdorfer Bote, Moosdorf Live auf Facebook und Moosdorf Live im Internet unter der Adresse www.moosdorf.net

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