Hört auf alles neu auf der grünen Wiese zu bauen!

Leader

Unter Leitung von Monika Raschhofer (Braunauer Warte am Inn) diskutierten gestern Verbände, Wirtschaft und Forschung über die Zukunft im ländlichen Raum

Die Leader Periode geht zu Ende. Gestern legte der Vorstand nicht nur Rechenschaft ab, sondern gab auch einen Ausblick in die Zukunft. Und der hat viel mit Moosdorf zu tun. Vor allem wenn man einen Vortrag von gestern ernst nimmt.

Leader ist ein Förderprojekt, dass in den letzten 7 Jahren rund 14 Millionen Euro aus der EU in unsere Region an Fördergeldern gespült hat. Mehr als 100 Projekte wurden verwirklicht und unterstützt. Davon hat Moosdorf und davon haben viele andere Gemeinden die sich Leader angeschlossen haben auch deutlich profitiert. Stichwort Seelentium, Stichwort Renovierung der Stege im Moor, Stichwort Innwirtler, Stichwort Sozialcluster und einiges mehr. Die Bandbreite der geförderten Projekte war groß, aber der Schwerpunkt lag klar in der Landwirtschaft. Die großen Themen für die Zukunft sollen nun erarbeitet werden und im Grunde wollen wir uns wieder für eine neue Leader-Periode bewerben. Das war die Botschaft der gestrigen Abends und der letzten Leader Vollversammlung in dieser Periode.

Gestattet mir nun, als Dorfchronist, im folgenden ein wenig zwischen Berichterstattung und Bewertung bzw. Kommentierung abzuwechseln. Besonders eindringlich war ein Vortrag von Professorin Gerlind Weber von der Universität für Bodenkultur in Wien. Die Altersentwicklung des Landes, die Globalisierung und die Themen Klimaerwärmung und Energiewende sind aus ihrer Sicht große Herausforderungen, die uns auch als kleine Gemeinden treffen werden. Eh klar. Und es würde zuweit führen, alles wiederzugeben was sie sagte. Aber zwei Punkte waren recht wichtig auch in Bezug auf das, was wir in Moosdorf in den letzten Jahren schon getan haben und tun wollen. Erster Punkt: Wir sollen aufhören alles neu auf der grünen Wiese zu bauen.

„Die Stadt- und Dorfzentren veröden. Die Speckgürtel wachsen, die dezentralen Einkaufszentren nehmen zu. Das passt nicht mit der Altersentwicklung zusammen!“

Gerlind Weber, Univ.-Prof. DI Dr. Universität für Bodenkultur Wien

Wenn einerseits, so Weber, die Menschen immer älter werden und darum kurze Wege eine Rolle spielen, dann können wir nicht zulassen, dass durch permanenten Neubau und Versiegelung von Flächen das Gegenteil in der Raumentwicklung passiert. Das wird auch dem kostbaren Gut Boden nicht gerecht. Gleichzeitig kommt das Thema Energiewende zum tragen: Wenn wir uns nicht mehr leisten können alle Wege mit dem Auto zu machen, brauchen wir wieder verstärkt lokale Angebote. Als im Ort und nicht drumherum.

„Es ist einfach eine Illusion zu glauben, dass fossile Energien immer ausreichend zur Verfügung stehen und wir uns weiter die individuelle Mobilität leisten können, die wir heute haben und nutzen. Damit bricht aber das alte System zusammen.“

Gerlind Weber; Universität für Bodenkultur Wien

Wir müssen uns also, so Weber, von den Dingen verabschieden, die uns die letzten 60 oder 70 Jahre geprägt haben. Permanentes Wachstum in allen Bereichen zum Beispiel. Und darum, so die Wissenschaftlerin, werden wir lernen müssen „…die Veränderung anzunehmen, statt uns nur dagegen zu wehren.“ Und – so ist sie überzeugt – genau daraus werden neue, innovative Konzepte entstehen, die wir dringend brauchen.

In Moosdorf haben wir sicher schon an vielen Stellen dafür Weichen gestellt. Mit einer Bau- und Siedlungspolitik, die genau das versucht umzusetzen, was hier gesagt wird. Bauen da, wo es ins Entwicklungskonzept passt. Aber damit eben auch nur in bestimmten Bereichen, um Zersiedelung zu vermeiden. Auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist, weil immer mal wieder diese Planung nicht zu Plänen eines Einzelnen passen. Aber der Vortrag – und auch die Reaktion der zahlreich anwesenden Bürgermeister auf diesen Punkt – machte deutlich: das ist ein wichtiger Weg für die Zukunft. Gut, dass im Dorf der Ideen da schon die ersten Schritte gesetzt sind.

„Wir werden lernen müssen, die Veränderung anzunehmen und sie zu gestalten, statt uns dagegen zu wehren“

Gerlind Weber; Universität für Bodenkultur Wien

Und in Sachen Mobilität sind wir eh weit vorne. Das Moosdorfer Konzept, das gleichzeitig auch noch die großen Themen fossiler Energien, der Energiewende und des Klimawandels berücksichtigt, nannte die Frau Professor gestern im persönlichen Gespräch „…einfach nur grandios, dass ihr das so hinbekommen habt.“ Ein Lob aus berufenem Munde, dass man in beiden Fällen an die Moosdorferinnen und Moosdorfer weitergeben kann. Und das will ich an dieser Stelle gerne tun. Wir sind also auf einem guten Weg. Eben dem Moosdorfer Weg. Und Leader oder auch unsere Agenda 21 Prozesse sind zwar oft anstrengend, aber genau dafür ist es gut, dass wir bei solchen Sachen dabei sind. Denn auch der Moosdorfer Weg braucht manchmal Begleiter, Weggefährten und immer mal wieder sollte man den Kompass zur Hand haben um zu sehen, ob die Richtung noch stimmt. So ein Kompass Abend war gestern.

Moosdorf Live

Mein Name ist Christian Spanik. Ich bin der Moosdorfer Dorfchronist und verantwortlich für Inhalte und Konzepte der Moosdorfer Gemeindemedien wie Moosdorfer Bote, Moosdorf Live auf Facebook und Moosdorf Live im Internet unter der Adresse www.moosdorf.net

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