In Erinnerung an Anna
2013 -also vor mehr als 10 Jahren – haben wir ein Portrait im Moosdorfer Boten über sie geschrieben. Aus gegebenem Anlass wollen wir das Portrait heute auch hier online nochmals verfügbar machen.
Originaltext Moosdorfer Boten 2013
Dabei sein ist alles für Anna Brandstetter
Die einen sagen: das ist die Brandstetterin. Die anderen sagen: das ist die Breitenthalerin. Sicher ist: das ist die Anna – eine Bereicherung für Moosdorf. Denn das wichtigste für sie ist die Gemeinschaft. Und genau so lebt sie auch.
Das mit dem Namen ist schnell geklärt: der Hof ist der Breitenthalerhof in Seeleiten. Daher auch der Hausname. Aber nach der Heirat wurde aus Anna Breitenthaler eben Anna Brandstetter. Zur Liebe ihres Lebens sagt sie nicht viel. „Gekannt haben wir uns schon immer …“ Aber wann genau ihr klar geworden ist, dass der Johann der Mann ihres Lebens ist, dazu lächelt sie nur leise und sagt: „Des sag i ned …“
Geboren ist Anna in Moosdorf. Auf eben jenem schön gelegenen Hof in Seeleiten. „Die Viecher und der Garten – das war von klein auf meins …“, erinnert sie sich. Und so hat sie von Anfang an mitgeholfen. Abgesehen vom Fensterputzen hat sie alles gerne gemacht.
Nur die Sache mit der Milchlieferung, die war immer ein bisschen anstrengend. Denn damals in den 1930er Jahren fuhr noch kein Milchwagen. Die Schulkinder von den Höfen hatten stattdessen immer ein Wagerl oder einen Schlitten, darauf kamen die Milchkannen. Anna und ihre Schwester brachten dann auf dem Schulweg die Milch zur alten Moosdorfer Käserei – direkt neben der damaligen Schule. Und am Nachmittag wurde die Molke genauso wieder zurück gebracht. „Molke wurde damals verfüttert…“, erzählt uns Anna. Heute ist Molke längst ein Produkt das sehr erfolgreich vermarktet wird – damals undenkbar.
Den ersten Schultag allerdings, den wird Anna nicht vergessen. „Weil die Mama so traurig war, dass ich jetzt aus dem Haus bin. Geweint hat sie, als ich das erste Mal los bin …“ Und Anna selbst? „Ich hab mich g´freut auf die anderen Kinder, auf die Schule und auf´s Lernen.“ Da ist sie wieder: diese Freude an der Gemeinschaft, die Anna zeit ihres Lebens begleitet.
Weg von Moosdorf? Das wollte Anna nur einmal. „In die Schweiz bin ich … auf Saison. Zimmer und Service hab ich gemacht.“ Eine Freundin war schon da und darum wollte die Anna mit einer anderen Freundin da auch hin. „Die anderen haben gesagt: Die Anna kommt nimmer heim … Meine Mutter hat sich sehr gesorgt …“ Aber das konnte und das wollte Anna ihren Eltern nicht antun. Sie kam zurück und blieb.
Und es gab ja auch daheim viel zu erleben. Da waren zum Beispiel die Flüchtlinge, die nach Moosdorf kamen. Menschen mit ganz anderen Geschichten und Gedanken. So wie der Daniel, der dann später nach Amerika ausgewandert ist. Schließlich ging es ans Heiraten, Hof übernehmen und Stall bauen. „Da musste der Johann was dazu verdienen. Darum ist er nach Salzburg und hat auf einer Baustelle gearbeitet.“
Und das war gleich doppelt praktisch: so hat er was verdient und Dinge gelernt für den Stallbau. Binnen Jahresfrist stand das neue Gebäude. „Mein Mann war auch der erste, der Trockenmilch für die Kälberaufzucht eingesetzt hat!“
Stolz ist sie auf ihren ideenreichen Johann. „Gelesen hat der immer viel …“ Und daraus entstanden Ideen. Es ist fast schon logisch, dass die beiden in den fünfziger Jahren – wenn auch damals nach Jungen und Mädchen getrennt – die Landjugend in Moosdorf gegründet haben. Oder dass die Anna viele Jahre Ortsbäurin war und ihr Mann Obmann der Raika.
Es waren ereignisreiche, gute und schlechte Jahre. Aber keines davon will sie missen. „Was anderes als Bäurin in Moosdorf sein? Nein – das habe ich nie gedacht …“. Zum Glück – sonst würde was fehlen in unserer Gemeinschaft.