Theater Moosdorf: Musik liegt in der Luft…

Moosdorf hat wirklich das Glück ein unglaublich gut eingespieltes Theater-Team zu haben, das auch darstellerisch alles liefert, was man sich von einem vergnüglichen Theaterabend wünscht. Noch dazu wo es – wie in diesem Fall – auch noch ein Musikalisches Lustspiel mit Gesangseinlagen ist, dass sicher nochmal eine spezielle Herausforderung für die Theatergruppe Moosdorf war.

Die Geschichte

Die Geschichte ist leicht erzählt – Hofrat a.D. Geiger (Sigi Schreiner) bekommt vom treuen Diener Lechner (Edi Söllhammer) immer wieder Akten gebracht. Alte Akten, die er aus der Registratur holt und behauptet, man bräuchte die Expertise von Geiger. Der Mann soll sich ja nicht langweilen im Ruhestand. Aber dann bringt er eine Akte, die klarmacht: der Hofrat ist ungewollt Vater geworden. An der Krems gibt es eine Marianne (Sandra Reindl), die damalige Liebe und ein Mariandl (Bianca Huber), die mittlerweile 20-jährige Tochter. Der Hofrat macht sich auf den Weg, trifft die damalige Geliebte und die Tochter und ist fest entschlossen, zu heiraten und nun eine richtige Familie zu gründen.

Aber die Rechnung hat er ohne Marianne gemacht, die immer noch tief enttäuscht ist, dass der Franzl (damals noch kein Hofrat) so sang- und klanglos verschwunden ist. Die Eingabe beim Ministerium in Wien die Lechner angeschleppt hatte, ist schon fünf Jahre alt. Marianne wollte damals eine Unterstützung, um das Kind ins Kloster zum Lernen zu schicken. Die kam nie…

Der Hofrat kommt also in Krems an und muss sich damit abfinden, dass 20 Jahre nicht einfach so vorbeigegangen ist. Ohne finanzielle Unterstützung ist Mariandl eben nicht ins Kloster, sondern hilft im Gasthof mit, wo die schwer hörige Wirtin Windischgruber (Gerlinde Zechner) alle nach ihrer Pfeife tanzen lässt – wenn sie nicht gerade einschläft oder isst…

Und vor Ort gibt es nicht nur den Landwirt Pfüller (Willi Zachbauer) der Schweine verkauft und auf die Marianne spechtelt, sondern auch das Mariandl wird heftigst umworben vom Hausdiener Hans (Gunther Boennecken).

Und so findet der korrekte Herr Hofrat ein reichliches Durcheinander vor. Und vor allem seine eigene Liebe, die neu entflammt, aber leider erstmal nur für ihn. Marianne stutzt ihn böse zurecht, als er sagt, dass er nun die Verantwortung übernehmen will. Warum sie gar nicht mit sich reden lässt? Weil der Hofrat vergisst das Wichtigste zu sagen, wenn es ums Herz geht: dass er das nur machen möchte, weil er sie immer noch liebt und nach der Affäre einfach jung und dumm war…

Saufen, raufen, singen, gestehen – Großartige Momente im Stück

Man kann es nicht anders sagen und es war auch von vielen Besuchern mit denen wir in der Pause sprachen zu hören: es waren großartige Momente dabei. Unter der Regie von Lisa Hanöffner wird selbst ein Umbau auf offener Bühne zu einem wunderbaren Stück Theater. Blaues Licht geht an und dann wird – wie selbstverständlich – nicht nur Requisite, sondern auch gleich die schlafende Wirtin im Ohrensessel hereingerollt und im Rahmen einer unterhaltsamen szenischen Choregrafie letztlich dahin gebracht, wo sie hingehört. Dabei wird gesungen und erzählt. Eine tolle Idee!

Von der technischen Leistung von Bühne, Maske, Licht usw mal ganz abgesehen. Zuständig dafür waren Claudia Wolfersberger und Gisela Renzl (Maske), Will Webersberger (Bühne) Michael Webersberger (Technik). Die musikalische Leitung hatte Gunther Boennecken. Auch die kleinen Rollen wurden mit großer Sorgfalt inszeniert. Ob nun das staubwischende Dienstmädchen Therese (Theresa Langgartner), die mit vielen kleinen Details aus der kurzen Rolle viel machen konnte.

Oder auch der Gast Ramsentaler (Wolfgang Loiperdinger), der eigentlich nur sein Essen will und – wunderbar sorgfältig inszeniert – in einen Streit reingezogen wird, den er lieber hungrig, aber dafür lebendig verlässt. Und dann gibt es noch das Detail der drei „Dienstmänner“: Wolfgang Loiperdinger, Willi Webersberger und Theresa Langgartner – die im Hintergrund oder eben auch in kurzen Rollen auf der Bühne zu sehen sind, aber mit netten Einlagen das Publikum für sich einnehmen.

Die Mannstolle Wirtin Windischgruber ist ein Erlebnis für sich. Kein Männerhintern ist vor ihr sicher. Nein – auch nicht der vom Hofrat. Der Schweinebauer Pfüller, der erfolgreicher Händler ist, obwohl er im Rechnen nicht ganz so schnell ist macht gute Laune.

Und er brilliert nachher noch in einer „Sauf“-Szene mit dem Hofrat, wo es nur darum geht, wer mehr verträgt. Ergebnis: beide nicht genug für das Gespräch dass sie führen. Die Zuschauer hatten teils Tränen in den Augen vor Lachen.Auch als die beiden dann noch versuchen, die Sache (beide wollen ja dieselbe Frau) „wie Männer“ auszutragen hat der Spaß kein Ende…
Mariandl wandert auf der Bühne mit Stimme, Mimik und Gestik wunderbar zwischen den verschiedenen Gefühlszuständen vom vaterlosen Kind zur Tochter eines Hofrates hin und her. Dabei ist mir eine Szene besonders im Gedächtnis: beide unternehmen im Wirtshaus eine imaginäre Reise in den Prater nach Wien. Licht, Technik und vor allem die Darstellung machen daraus ein Erlebnis, bei dem man fast mitreist, wie die kleine Slideshow unten hoffentlich ein bißchen zeigen kann…

Und Hausdiener Hans gibt einerseits den total verliebten mehr als glaubwürdig und mit ausreichend Komik. Vor allem, als er vom Hofrat verdonnert wird mal nachzudenken, was für ein tolles Mädel er da gefunden hat. Ein Mädel für das man nicht einfach mal weg nach Wien geht, sondern da bleibt. Karriere hin, Karriere her. Und Hans macht dann nur mimisch klar: okay, ich denke mal nach und geh dann jetzt besser aus dem Raum – aber nicht nach Wien. Auch dazu haben wir für euch eine kleine Slideshow als Charakterstudie…

Die Bühnenpräsenz von Lechner beginnt von der ersten Minute an und endet nie. Noch nicht mal wenn er nicht auf der Bühne ist, vergisst man den Lechner und erwartet ihn aus irgendeiner Ecke stürmend. Und wenn er nix zu sagen hat, isst er vielgesichtig das Butterbrot vom Hofrat, der anderweitig beschäftigt ist.

Die tragenden Säulen: Marianne und Franz

Zugegeben: wenn man Franz sagt und eine bestimmte Zeit in der Geschichte Österreichs meint, denken viele  eher man muss jetzt „Sissi“ zurückrufen. Aber nein: es ist Marianne. Nicht nur die schiere Text- und Auftrittsmenge nötigen einem Respekt ab, was Sandra Reindl und Sigi Schreiner betrifft. Auch ihre nicht nachlassende Konzentration, wenn es um das richtige Timing für den richtigen Moment geht. Nicht zu früh, nicht zu spät.

Als Marianne erkennt wer der Franz ist und Franz erkennt, dass Marianne jetzt Bescheid weiß – das ist eine Freude anzuschauen. Und der große Showdown, als sie ihm die Meinung sagt und er ihr zugibt, dass er halt ein junger Lackel war und es nicht besser wußte (das auch noch musikalisch) da wird es ruhig im Theater. Lustspiel hin, Lustspiel her. Sigi Schreiner und Sandra Reindl sind ohne Frage ganz große Stützen unseres Theaters, die von vielen jungen, engagierten und begabten Kollegen umgeben sind. Also: wenn am 13. März noch was frei ist – ich würde einen Besuch beim Hofrat empfehlen…

Und hier die große Bildergalerie mit den Fotos der Aufführung.