Erfahrungen statt Gerüchte – eine junge Moosdorferinnen wollte es wissen

Flüchtlingslager Salzburg (3 von 5)

Sich ganz persönlich informieren, sich eine Meinung bilden, abseits der Mainstream-Medien, abseits der Gerüchte, abseits der Gutmensch-Meldungen auf der einen und der Hass-Postings auf der anderen Seite, sehen, fühlen, erleben wie es wirklich ist, dort wo Flüchtlinge ankommen, betreut werden, untergebracht sind – das wollte eine junge Moosdorferin und beschloss, sich bei der Flüchtlingshilfe zu melden. Als sie das erzählte, waren nicht wenige der Meinung: “Tu das nicht… Das ist nicht ungefährlich… Das ist ein Fehler…” Sie hat es gemacht. Vielen Dank an Ines Emersberger, für das Engagement und den persönlichen Bericht den sie uns hat zukommen lassen!

Ines hatte es mir schon mal erzählt: dass es sie nervt, dass man irgendwie über etwas redet, was man nicht kennt und von dem man nichts weiß. Etwas bei dem man von vielen hört und auch selber spürt, dass es „…einem irgendwie Sorge macht.“ Manchmal sogar Angst. All die vielen Menschen, die Fremden, die da kommen. Und dann die vielen Geschichten die man hört von Freunden und Bekannten. Auch von Moosdorfern. Zitate wie: „Ich bin selber vorbeigefahren an der Grenze! Ich hab gesehen was die da so machen…“ und dann die Geschichten von abgelehnter Hilfe, weggeworfenen Wasserflaschen, weil „…denen unser Wasser nicht gut genug ist“ und vieles mehr. Was jungen Frauen droht, die da unterwegs sind, bei all den jungen Männern, war ja sowieso klar… Hörensagen, wilde Facebook-Gerüchte – aber was ist falsch? Was ist richtig? Und dann hat sich Ines gemeldet – und ich habe sie gebeten uns aufzuschreiben, wie es ist, wenn man da ist, wovon viele nur reden. Für unsere kleine Serie „Erfahren statt Hörensagen…“

Text: Ines Emersberger

Flüchtlingslager Salzburg (2 von 5)Seit Monaten überqueren tausende Menschen die Grenzen nach Österreich. Anfangs hörte man von vielen Seiten die verschiedensten Dinge darüber. Aus diesem Grund beschloss ich im August mich für das Team Österreich (Bereich Flüchtlingshilfe) anzumelden, um mir selbst ein Bild darüber zu machen. Erst einen Monat später bekam ich dann einen Anruf vom Roten Kreuz Braunau und wurde für meine erste „Schicht“ eingeteilt. Um 18:30 startete die Teameinteilung bei der Polytechnischen Schule in Braunau. Vom Team Österreich waren noch 3 andere anwesend, der Rest war vom Bundesheer und Roten Kreuz. In einem Raum der auch für die Ausgabe von Hygieneartikeln und Spielzeug vorgesehen war, war ich mit dem Bundesheer für das Kochen der Suppe verantwortlich. Um hier nicht ins Unendliche zu schweifen und es kurz zu halten: Es gab keinerlei Probleme. Die Menschen dort, egal ob Flüchtling oder freiwilliger Helfer, waren sehr freundlich und hilfsbereit. Als wir um ca. 23:30 die Essensausgabe schlossen, halfen uns sogar 4 erwachsene Flüchtlinge beim Putzen und Aufräumen.

Flüchtlingslager Salzburg (1 von 5)Es war für mich eine wichtige Erfahrung und darum beschloss ich auch weiterhin zu helfen. Seit Oktober bin ich nun bei der Flüchtlingshilfe in Salzburg. Über die Caritas engagiere ich mich bei der Kleiderausgabe in der ASFINAG. Was mich dort sehr beeindruckt ist, dass junge Asylwerber hier auch freiwillig mitmachen und mithelfen. Vor allem ihre Sprachkenntnisse sind hier sehr von Vorteil, und der eine oder andere spricht besseres Englisch als wir.

Flüchtlingslager Salzburg (4 von 5)Baff waren wir alle einen kurzen Moment, als uns eine Frau in perfektem Deutsch um Socken bat. Sie war mit ihren drei Töchtern geflohen um sich ein neues, besseres Leben aufzubauen, doch das ist nur eines von tausenden Schicksalen.

Momentan sind ca. 200 Leute auf dem Gelände der ASFINAG untergebracht, zu Höchstzeiten waren es bis zu 2000, und es läuft alles sehr ruhig ab. Flüchtlingslager Salzburg (5 von 5)Was vor allem auch der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Organisationen wie z.B. dem Roten Kreuz, der Caritas, dem Bundesheer, usw. zu verdanken ist. Am wichtigsten jedoch an dem Ganzen ist es, sich selbst ein Bild davon zu machen, und nicht alles zu glauben was man liest, hört oder sieht. Denn am Ende sind es Menschen wie du und ich!

Wenn sich jemand auch engagieren möchte, beantworte ich gerne eure Fragen!

Moosdorf Live

Mein Name ist Christian Spanik. Ich bin der Moosdorfer Dorfchronist und verantwortlich für Inhalte und Konzepte der Moosdorfer Gemeindemedien wie Moosdorfer Bote, Moosdorf Live auf Facebook und Moosdorf Live im Internet unter der Adresse www.moosdorf.net

2 Antworten

  1. Ich freute mich sehr, diesen Bericht zu lesen und kann Ines nur gratulieren zu ihrer Initiative! Wir alle können stolz sein, eine junge Frau in unserer Mitte zu haben, die selber aktiv anpackt und sich engagiert. „Hut ab“ liebe Ines und danke! Du hast hoffentlich viele Menschen nachdenklich gemacht und bist mit gutem Beispiel voran gegangen! Großartig!
    Edith Friedl

  2. Nicole Maas sagt:

    Super Ines!
    Eine tolle Sache. Ich finds vorbildlich, wenn jemand (vorurteilsfrei) „anpackt“ und nicht nur redet. Beide Daumen hoch und weiter so! Wie Edith schon geschrieben hat, Du gehst mit gutem Beispiel voran! Es mögen Dir viele folgen! 🙂
    Viele Grüße Nicole Maas

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