Von der Heimat der Riesen-Wassermelonen nach Moosdorf

Seit einigen Monaten wohnt nun die syrische Flüchtlingsfamilie Alfaran in der Pfarrhofwohnung in Moosdorf. Die beiden Eltern Amal und Yousseff mit ihren Kindern Sara, Reham, Sham und Mustafa, haben sich dank der Hilfe und Unterstützung vieler Moosdorfer und Moosdorferinnen, schon gut eingelebt und lernen fleißig Deutsch. Was es mit den Riesen-Wassermelonen auf sich hat, hat uns Helmut Eymannberger berichtet – er war bei der Familie zu Besuch …

Foto: Pfarrgemeinde Text: Helmut Eymannsberger

Ein kleiner Stöpsel im Pfarrhof Moosdorf

familie_-alfaran-1-von-1Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte unseres Pfarrhofs, dass ein aufgeweckter sechsjähriger Bub, jedes Mal nach dem Läuten an der Klingel die Tür des Pfarrhofs öffnet. Viele Moosdorferinnen und Moosdorfer können sich noch an den Sohn von Tilli Preslmayr, unserer früheren Pfarrhaushälterin erinnern, der ebenfalls im Pfarrhof aufgewachsen ist. Er hat mittlerweile selbst Kinder und lebt in Salzburg. Der Unterschied zu heute?

Der sechsjährige Junge, der heute die Tür im Pfarrhof öffnet, heißt Mustafa und ist ein Flüchtlingskind. Er wurde in Syrien geboren. Als jüngstes Mitglied der Familie Alfaran wohnt er, wie seine Eltern und älteren Geschwister, seit nun gut 2 Monaten im leerstehenden Pfarrhof. Der Moosdorfer Pfarrgemeinderat hatte im späten Frühjahr einstimmig beschlossen, dass nicht bewohnte Gebäude für eine syrische Flüchtlingsfamilie zur Verfügung zu stellen. Ebenfalls im Frühjahr, war konkret absehbar geworden, dass der Aufenthalt einer Flüchtlingsfamilie (Familie Alfaran) in Eggelsberg dem Ende zuging. Sie hatten in einer Ferienwohnung beim Heratingerbauern – bei Familie Wimmer – über den Winter großherzige Aufnahme gefunden. Dann stellte sich die Frage nach dem weiteren Verbleib. Die älteste Tochter Sara besuchte mittlerweile die Schule in Eggelsberg und lernte fleißig Deutsch. Irgendwie lag es beinahe auf der Hand, dass sich bei der Quartiersfrage nun Eines in das Andere fügte. Die Familie Alfaran sollte in den leerstehenden Pfarrhof einziehen.

Es gab außerdem die Zustimmung aller Beteiligten, von der Diözese über Behörden, bis hin zur Bereitschaft der Pfarrangehörigen von Eggelsberg und Moosdorf, mit größtenteils gebrauchten Möbeln aus zu helfen. Sogar per Facebook wurden Einrichtungsgegenstände für die Flüchtlingsfamilie Alfaran gesucht und auf diesem Weg auch rasch gefunden. Vorher mussten allerdings noch dringendst notwendige Sanierungsarbeiten, am mittlerweile doch in die Jahre gekommenen Pfarrhof, vorgenommen werden. Unser früherer Herr Pfarrer, Ferdinand Oberndorfer, hatte aus Bescheidenheit darauf nie großen Wert gelegt und eine Renovierung begehrt. Nach fast 50 Jahren,seit der damaligen Renovierung des Gebäudes in den 1960er Jahren, war dies nicht mehr zu umgehen. Hier hat sich Fritz Kaltenegger, dem auch an dieser Stelle ein großes Dankeschön auszusprechen ist, mit viel Zeit und Engagement eingebracht. Auch andere halfen fleißig mit.

Wer ist nun die Familie Alfaran?

Die Familie Alfaran sind gläubige Muslime. Ein Bild, das anlässlich des gelungenen Pfarrkaffees aufgenommen wurde, war schon in der August-Ausgabe des Pfarrblattes zu sehen.

Wer diese vorletzte Ausgabe noch bei der Hand hat, sieht auf dem Foto neben unserem Pfarrer Markus, dem Bürgermeister, Fritz Kaltenegger und PGR-Obfrau Edith Friedl, in der hinteren Reihe angefangen von links nach rechts Frau Amal Alfaran, die Mutter der vier Kinder. Rechts neben ihr, steht die älteste Tochter Sara. Vor ihnen sind von links nach rechts, die jüngste Tochter Reham (gesprochen Riham) zu sehen. Dann folgt vor Vater Yousseff die zweitälteste Tochter namens Sham. Vor Youssef Alfaran steht wiederum der uns bereits bekannte Knirps Mustafa. Sarah ist 13 Jahre alt und besucht nun die 2. Klasse der NMS Eggelsberg, ihre Schwester Sham die dortige 1. Klasse. Reham wird wie ihr Bruder Mustafa die Moosdorfer Volksschule besuchen. Sie als Neunjährige die 3. Klasse und Mustafa mit seinen sechs Jahren wird als Taferlklassler eingeschult.

Alfaran heißt auch „Bäcker“: Zu Besuch bei Familie Alfaran

All diese Informationen habe ich anlässlich meines kürzlich abgestatteten Besuchs bei Familie Alfaran eingeholt. Alle (!) Familienmitglieder halfen bei den Antworten zusammen, da die Sprachkenntnisse noch sehr unterschiedlich sind. Klar ist, dass Sara in der Schule wohl schon am meisten gelernt hat und auch fleißig mitgeholfen hat, die nachstehenden Fragen zu beantworten. Sie spielt damit schon gut Dolmetscher. Aber alle bemühen sich intensiv, immer wieder neue deutsche Wörter zu lernen,  auch wenn der Spracherwerb sicher noch einige Zeit benötigt. Der Wille dazu ist bei allen Alfarans jedenfalls vorhanden! (Daher können aber auch die nachstehenden Antworten auch nur sinngemäß und nicht wörtlich wiedergegeben werden).

Frage: Kam die ganze Familie gleichzeitig nach Österreich?

Antwort: Nein, vor gut einem dreiviertel Jahr kam Youssuf allein nach Österreich, nachdem auch er – die Bilder kennen wir alle aus den Medien – auf einem kleinen Boot von der Türkei nach Griechenland übergesetzt hatte.

Frage: Warst du, Youssuf, allein unterwegs?

Antwort: Nein, ich war Teil einer Gruppe von 30 Flüchtlingen aus allen möglichen Ländern, die sich zusammengeschlossen hatten, um sich im Wesentlichen zu Fuß auf den Weg zu machen.

Frage: Zu Fuß? Von Griechenland nach Österreich?

Antwort: Ja, viele Monate waren wir von Griechenland, Mazedonien, Ungarn nach Österreich unterwegs.

Frage: Damit kanntest Du die anderen Flüchtlinge vorher nicht?

Antwort: Nein, nur zwei weitere Freunde von mir waren noch dabei.

Frage: Was war Eure frühere Heimat?

Antwort: Wir stammen aus einer 800.000 Einwohner zählenden Stadt in der Nähe der Millionenstadt Damaskus in Syrien. Sie wurde im Zuge des mehrjährigen Bürgerkriegs leider zerstört. Wir hatten drei Jahre lang keinen Strom! Aufgrund dieser Situation in seiner Heimat wurde Youssuf auch als (Kriegs-)Flüchtling anerkannt und der Rest der Familie mit Amal und den Kindern durften vor 8 Monaten nachkommen.

Frage: Auf der viel-monatigen Flucht, war es Dir, Youssuf, da möglich, mit der Familie Kontakt zu halten?

Antwort: Im Prinzip ja, solange ein Handy zur Verfügung stand. Aber die Polizei in Mazedonien hat mir dieses weggenommen. Mehrere Monate lang hatte ich dann überhaupt keinen Kontakt mehr. Das war eine schwere Zeit, weil ich nicht wusste, wie es meiner Familie in Syrien ging….

Frage: Was warst Du in deiner Heimat von Beruf?

Antwort von Youssuf: Ich war Bäcker. Mein Cousin besaß eine Bäckerei. Wir stellten hauptsächlich Fladenbrote her. Alfaran heißt auch „Bäcker“ übersetzt.

Frage: Was war dann nach der österreichischen Grenze? Bist du gleich nach Eggelsberg (Herating) gekommen?

Antwort: Nein, zuerst war ich fünf Monate in Wien. Hier lernte ich am wenigsten Deutsch, weil da auch noch meine Freunde aus Syrien dabei waren. Außerdem gibt es in Wien arabische Geschäfte usw. Da brauchte man keine andere Sprache. Das waren für das Deutsch lernen, de facto verlorene Monate. Dann kam ich nach Maria Schmolln und schließlich mit meiner Familie auf den Heratinger Hof.

Frage: Was fällt Euch in Österreich besonders auf?

Antwort: Dass es keine so richtigen Wassermelonen gibt!

Frage: Wie bitte?

Antwort: Na ja, das ist jetzt nicht ganz ernst gemeint: Wassermelonen werden in Syrien bis zu 25 kg schwer. Eine solche haben wir in Österreich noch nie gesehen. In Syrien isst man viel Obst und Gemüse. Dieses ist auch billiger wie in Österreich. Fleisch (etwa Schaf, Rind, Kamel) ist dagegen relativ teuer. Ach ja: Und die Weintrauben wiegen bis 3 oder 4 kg je Traube.

Frage: Was sind eure weiteren Pläne?

Antwort: Wir haben schon so viel Hilfe und Unterstützung erfahren. Dafür wollen wir uns herzlich bedanken! Youssuf sucht natürlich konkret nach Arbeit! Daher macht er auch gerade den Führerschein, weil er immer wieder nach der Fahrerlizenz gefragt wird. Wenn er diesen hat, könnte die Suche leichter werden.

Frage: Wen aus Moosdorf kennt Ihr denn bereits?

Antwort: Wir haben schon einige sehr hilfsbereite Menschen kennengelernt. Unter anderem Fritz, Edith und weiters eine Familie, der wir sehr herzlich danken, dass sie unter anderem mit Sara intensiv für die Schule lernt!

Frage: Ist es Euch im Sommer zu wenig heiß in Österreich und im Winter zu kalt?

Antwort: So richtig heiß ist es in der Region Damaskus auch nicht, so eher um die 40 Grad im Sommer. Und im Winter kann es sogar einmal pro Winter leicht schneien. Da der letzte Winter hier nicht so kalt war, ist die Umstellung gar nicht so krass.

Die Vornamen der Alfarans und ihre Bedeutung

Abschließend wollte ich noch wissen, was denn die Vornamen unseren neuen Moosdorferinnen und Moosdorfer bedeuten und habe dafür im Internet gestöbert: Das Ergebnis meiner Recherchen (ohne Gewähr): Sara(h) ist ein Vorname, den es in vielen Sprachen mit verschiedenen Bedeutungen gibt. Arabisch heißt es „die Herrin“,  in anderen Sprachen etwa: Prinzessin, Fürstin, Glückbringende etc).

Reham könnte mit Riham zusammenhängen, wie man diesen Vornamen auch ausspricht: Dieses Wort bedeutet: sommerlicher Nachtregen, feiner Regen (der im heißen Arabien sicher als besonders angenehm empfunden wird). Manchmal wird auch Rihanna damit in Verbindung gebracht. Dieser Name  bedeutet dann „Seele Gottes“.

Sham könnte möglicherweise vom arab. Wort „Schaima“ hergeleitet werden und bedeutet dann „die Stolze“ (oder nach anderen Quellen: „schwarz“) oder auch vom arab. Wort für Sonne („Schams“).

Yousseff müsste eine Abwandlung von Yusuf sein, was vom uralten Namen  „Joseph“ hergeleitet wird.

Mustafa wiederum bedeutet „der achte Stamm“ oder „der Auserwählte“. In diesem Zusammenhang möchte ich auch erwähnen, dass im Rahmen der Bibelausstellung im Frühjahr in Eggelsberg das Buch mit den Bedeutungen der bei uns von alters her gebräuchlichen und auch modernen Vornamen besonders großen Anklang gefunden hat.

Moosdorf Live

Mein Name ist Christian Spanik. Ich bin der Moosdorfer Dorfchronist und verantwortlich für Inhalte und Konzepte der Moosdorfer Gemeindemedien wie Moosdorfer Bote, Moosdorf Live auf Facebook und Moosdorf Live im Internet unter der Adresse www.moosdorf.net

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